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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Julian Barnes

cover

Aus dem Englischen von Gertraude Krueger
Kiepenheuer & Witsch Verlag , gebunden , 256 Seiten

 20.- €

 978-3-462-04888-9

Der Lärm der Zeit

Dieser kleine Roman über den russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch ist schon viel rezensiert worden, und oft wurde bemängelt, dass keine Musik darin vorkäme. Das stimmt natürlich. Aber das Thema des Romans ist auch nicht unbedingt die Musik. Es geht um die Kunst (und das könnte auch die Literatur, die bildende oder darstellende Kunst sein) und wie sie in Zeiten der Diktatur überleben kann, um die Figur des Künstlers und wie er (oder sie) darum ringt, seine künstlerische Freiheit zu behaupten. Schostakowitsch war leider kein Held, und es ist berührend zu lesen, wie sehr er darunter gelitten hat, dass er sich nicht eindeutiger positioniert hat. Er war ständig in Gefahr und rechnete monatelang damit, verhaftet zu werden. Seine Musik war dem Vorwurf ausgesetzt, nicht dem Volk zu dienen, sondern reiner Formalismus, also Kunst um der Kunst willen zu sein. Er hat geschätzte Kollegen verraten und ist in die Partei eingetreten, als unter Chruschtschow schon „Tauwetter“ herrschte.
Dieser kleine Roman erzählt exemplarisch von einem Künstlerleben in schwierigen Zeiten. Er ist überdies wunderbar komponiert und regt wirklich auf jeder Seite zum Nachdenken an.


Tina Bolg