Ursula K. Le Guin: Freie Geister
»Das Wort für Welt ist Wald« – so lautet der Titel eines Romans der US-amerikanischen Autorin Ursula K. Le Guin von 1972. In Anbetracht des Klimawandels kann das Verständnis von Welt kaum besser auf den Punkt gebracht werden. Die Auseinandersetzung mit der (Un-)Bewohnbarkeit der Erde ist ein zentrales Motiv der Autorin. Mir begegnete sie zum ersten Mal während meines Germanistikstudiums mit ihrem Buch Planet der Habenichtse (neu übersetzt als Freie Geister). Dieser Roman gilt als ein Klassiker der Utopien, gleichrangig mit Thomas Morus Utopia.
Andrea Günter ( Philosophie und Geschlechterdifferenz - Sommer 2022 )
Ruth Wittig: Zu dritt
Wer in diesen Zeiten relativ Unbeschwertes und dennoch keineswegs Oberflächliches lesen möchte, dem empfehle ich den Roman Zu dritt.
Feinfühlig und humorvoll webt die Autorin Ruth Wittig aus drei zunächst unabhängig voneinander anmutenden Erzählungen über Dreiecksverhältnisse eine generationenübergreifende Familiensaga, die sich erst auf den zweiten Blick enthüllt.
Susanne Niemeyer-Langer ( Lilith - Sommer 2022)

Tanja Maljartschuk
Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus
Essays
Diese Essays sind ein Geschenk: Sie öffnen ein Fenster zum Verständnis des Unvorstellbaren, das gerade in der Ukraine geschieht. Ergreifend und analytisch messerscharf führt Tanja Maljartschuk vor, was die ...
Andrea Abreu: So forsch, so furchtlos
»Wie eine Katze. Isora kotzte wie eine Katze. Uckuckuck, und die Kotze platschte ins Klo, um vom unermesslichen Untergrund der Insel aufgenommen zu werden« – so beginnt Andrea Abreus Debüt So forsch, so furchtlos. Der Titel ist Programm, und zum Eingewöhnen gibt es keine Zeit. Vom ersten Wort an sind wir im Kopf, auf der Zunge und Klitoris der jugendlichen Ich-Erzählerin Sis. Wir lesen drei Monate Sommerferien auf Teneriffa – aber nicht aus der Sicht von Urlauber*innen – denn Sis lebt oben im Norden der Insel, weit weg vom Meer und »den widerlichen Touris«.
Oliwia Hälterlein ( Das Jungfernhäutchen gibt es nicht - Winter 2020)
Carmen Maria Machado: Das Archiv der Träume
Das Archiv der Träume von Carmen Maria Machado erzählt von den Erfahrungen der Autorin mit der Beziehung zu einer Frau, die emotionale und auch physische Gewalt ausübt. Besonders an dem Buch ist der sehr vielschichtige Blick auf das Thema.
In vielen kurzen Kapiteln wird von unterschiedlichen Perspektiven ausgegangen und werden verschiedene Zugänge eröffnet.
Vanja, FLUSS e.V. ( SICHTBAR.LSBTIAQ* Menschen im Porträt - Sommer 2021 )

Katja Petrowskaja
Das Foto schaute mich an
Ein Bild trifft den Blick der Betrachterin und lässt sie nicht los. Das Foto einer geisterhaften Pflanze in einem Tschernobyl-Buch. Das rauchvernebelte Gesicht eines Grubenarbeiters in einer Kiewer Ausstellung. Oder ...
Jochen Arlt: Geschenkt I und II
Die Gedichte von Jochen Arlt sind für mich Kleinodien. Allesamt stimmungstiefe Poeme und Kurztexte, die den Leser wegtragen, Träume evozieren. Texte, die nichts verstecken und zutiefst wahr sind. Seine Lyrik entwickelt ein Eigenleben, sogar in der Erinnerung. Arlts Einfälle mögen impulsiv sein, sein Gedächtnis ist umfassend, seine Beleuchtung der Wirklichkeit geht zu Herzen. Bei allem lässt er Fläche für eigene Gedanken.
Geschenkt I und Geschenkt II sind Bände mit Seltenheitswert: schönes Papier, handgefalzt, handgeheftet. Allein das Anfassen ist ein haptisches Vergnügen.
Ute Bales ( Vom letzten Tag ein Stück - Sommer 2021 )