Ariane Koch: Die Aufdrängung
»Sofas machen aus den Reisenden Sesshafte, aus den Aufgeschlossenen In-sich-Gekehrte, aus den Protestierenden Schlafende. Wer ein Sofa hat, der hat sich entschieden, sich niederzulassen, sprich zu kapitulieren und also bald zu sterben. Ich bin aber noch nicht bereit zu sterben. Nicht für das Sofa, nicht für den Gast.«
Jess Jochimsen ( Mama und Papa hatte ich nicht, ich musste Renate und Eberhard sagen – Sommer 2018)
Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns
Dieses Meisterwerk des Literaturnobelpreisträgers Heinrich Böll verursachte bei seinem Erscheinen 1963 einen Skandal und notwendige Aufruhr in einer Gesellschaft, die nur allzu bereit war, Vergangenes vergangen sein zu lassen.
Schon wenige Jahre nach dieser poetisch harten Dokumentation von einem, der sich bis zum bitteren Ende weigert, konform zu sein, nahm die 1968er Bewegung ihren Anfang.
Fatma Sagir ( Alphabet der Sehnsucht - Winter 2021)

Sasha Marianna Salzmann
Im Menschen muss alles herrlich sein
„Was sehen sie, wenn sie mit ihren Sowjetaugen durch die Gardinen in den Hof einer ostdeutschen Stadt schauen?", fragt sich Nina, wenn sie an ihre Mutter Tatjana und deren Freundin Lena denkt, die Mitte der ...
Ayad Akthar: Homeland Elegien
Ayad Akhtar ist berühmt geworden mit dem Stück Geächtet, in dem zwei Paare sich bei einer Dinner-Party in die Haare kriegen. Was nichts Besonderes wäre, wäre nicht einer der Männer muslimischer Herkunft. Es handelt sich um einen jungen New Yorker Anwalt, der in einer jüdischen Kanzlei arbeitet und ein Leben führt, in dem die Religion keinerlei Rolle spielt. Allerdings haut er bei dieser Party seiner Freundin eine runter. Worauf sich alle entsetzt fragen, ob hinter diesem smarten Typen nicht vielleicht doch ein islamischer Macho steckt, dessen wahres Gesicht nun zum Vorschein kommt.
Karl-Heinz Ott ( Rausch und Stille - Sommer 2019 )
Doris Lessing: Die Memoiren einer Überlebenden
Für mich passt der 1974 erschienene Roman Die Memoiren einer Überlebenden der englischen Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing überraschend gut in unsere Zeit, in der wachstums- und profitgetriebenes Wirtschaften die sozialen und ökologischen Grundlagen menschlichen Zusammenlebens zerstört. In diesem Werk schildert eine namenlose Ich-Erzählerin mittleren Alters den Zerfall einer öffentlichen Ordnung. Verwaltung und Versorgung liegen danieder, Wasser und Strom fallen immer häufiger aus. Es kommt zu Verteilungskämpfen. Gruppen junger Menschen kampieren auf den Straßen, beschaffen sich, was sie benötigen, und ziehen dann mit unbekanntem Ziel weiter. Unklar bleibt der Grund für diese Veränderung: eine ökologische oder nukleare Katastrophe?
Gabriele Winker ( Solidarische Care-Ökonomie -Sommer 2021)
Brigitte Reimann: Ich bedaure nichts
Noch immer zählt Brigitte Reimann zu den deutschen Schriftstellerinnen, deren Rang unterschätzt wird. Da-bei gehört ihr unvollendet gebliebener Roman Franziska Linkerhand unbestreitbar zu den bedeutendsten Romanen des 20. Jahrhunderts. Ein Experimentierfeld des Schreibens, der Vorbereitung auf den Roman, bilden ihre beiden Tagebücher.
Ingeborg Gleichauf ( Hannah Arendt und Karl Jaspers - Sommer 2021)
Bin jahrelang um diesen 1932 erschienenen Klassiker der deutschsprachigen Literatur herumgeschlichen: abschreckender 400 Seiten dicker Roman! Doch ich hatte vor Jahren Joseph Roths Hiob gelesen – könnte Euch den Inhalt glatt nacherzählen – und begann an dem vergnüglichen Geschichtsunterricht des grandiosen Lehrers und Erzählers begeistert teilzunehmen.
Roland Burkhart - ( Buki. Lieder, Aufsätze, Kurzgeschichten - Winter 2022)