Lily King: Writers & Lovers
Ich liebe Bücher, in denen die Protagonistinnen schreiben. Keine Einkaufszettel, Liebesbriefe oder Werbetexte, sondern Romane. So wie S.H. in Siri Hustvedts „Damals". Oder wie die Ich-Erzählerin Casey in Lily Kings neuem Buch „Writers & Lovers": Casey Peabody, Anfang 30, sitzt seit sechs Jahren an ihrem ersten Roman. Sie sitzt auf einem Berg voll Schulden und schreibt und lebt in einem schäbigen Gartenhaus, geplagt von Selbstzweifeln und Panikattacken. Adam, ihr Vermieter, sagt am Anfang gleich einen Mansplaining-Satz, der einen schaudern lässt, der aber vielen Frauen wahrscheinlich irgendwie bekannt vorkommt: „Weißt du, ich staune nur immer wieder, dass du glaubst, du hättest etwas zu sagen!".
Andrea Schwendemann ist Journalistin, (Kinderbuch)-Autorin und Werbetexterin. Sie schreibt auch leidenschaftlich gerne Einkaufszettel und Liebesbriefe.

Emily Carr
Klee Wyck - die, die lacht
In Kanada ist Emily Carr eine Berühmtheit: Sie wird verehrt als Künstlerin und Autorin und bewundert für ihr Engagement als Umweltschützerin und Kämpferin für den Erhalt der indigenen Kultur. Mit Zeichenbrett ...
Anna Bers (Hrsg): Frauen / Lyrik
Frauen / Lyrik ist das perfekte Buch für lange, dunkle, kalte Winterabende: mehr als 500 deutschsprachige Gedichte von und über Frauen laden ein, auf Schatzsuche und Entdeckungsreise zu gehen. Und wer sich auf Seite 645 bei Elke Erbs „Tja" festgelesen hat und mehr davon will, sollte unbedingt ihren Gedichtband „Das ist hier der Fall“ aufschlagen und lesen und staunen und lesen und versinken und freuen.
„Liege auf dem Bett, bäuchlings, lese
(Erhole mich)
(An geistiger Disziplin).
Das Kreuz tut etwas weh.
Als ich darauf aufmerksam werde,
wölbt sich vor mir ein
Brückenbogen hoch auf.
Warum, denke ich, der jetzt?
-Meinem Kreuz gebe ich Luft...
Unten haben wir Grasufer...Wasser...
Gedichtverdacht.“
Lesetipps von Ursula Hellerich
Memofiktion
Gerade jetzt, in so viralen Zeiten, ist es spannend und manchmal auch tröstlich, davon zu lesen, wie Zeitgenossenschaft anderer Jahre zu erzählter Erinnerung geworden ist. Dazu zwei Empfehlungen aus dem diesjährigen Bücherherbst:

Heinz Bude, Bettina Munk, Karin Wieland
Aufprall
SIE ERINNERN SICH GEMEINSAM – Sie haben wilde 1980er im damals noch geteilten Westberlin verbracht, jetzt erzählen sie in ihrem aufregenden Debütroman zusammen von dieser Zeit der Studenten, Aussteiger, Punks und ...
„Besprich doch den neuen Steinfest, der gefällt dir sicher!" Steinfest? Der österreichische Krimiautor und Stuttgart-21-Gegner? Schon viel gehört, aber noch nix gelesen, also ran ans Werk.
Leseempfehlungen von Harald Herrmann
Ilja Leonard Pfeijffer: Grand Hotel Europa
Da sitzt er in seiner Wahlheimat Venedig, der eitle Dandy mit Krawatte und Manschettenknöpfen, und sieht sich das bunte Treiben an, die sonnenverbrannten lärmenden Horden in Flip-Flops, die von gigantischen Kreuzfahrtschiffen aus die alte, verfallende Stadt entern. Ilja Leonard Pfeijffer, der Ich-Erzähler, amüsiert sich, schüttelt den Kopf und denkt darüber nach, was der Massentourismus so alles anstellt.
Dominik Bloedner, Politikredakteur bei der Badischen Zeitung
Deniz Ohde: Streulicht
Streulicht entsteht dort, wo die Lichtstrahlen auf einen Widerstand stoßen: Das kann Nebel, Smog, Luftverschmutzung sein. Die Ich-Erzählerin von Deniz Ohdes Roman Streulicht lebt in einer Gegend, wo Streulicht an der Tagesordnung ist: buchstäblich im Dunstkreis des Industrieparks Frankfurt-Höchst, einer Ansammlung von Chemieunternehmen, zu deren Ausfällprodukten Kochsalz und Industrieschnee gehören. Hier aufzuwachsen - als Tochter eines Arbeiters, der Industriebleche in Aluminiumlauge taucht und einer Türkin, die ihr Bergdorf in Anatolien auf Nimmerwiedersehen verlassen hat, weil ihre Mutter sie nach dem frühen Unfalltod des Vaters misshan- delt hat, ist keine einfache Aufgabe.
Bettina Schulte, Kulturredakteurin der Badischen Zeitung