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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Verena Brunschweiger

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Büchner Verlag , kartoniert , 160 Seiten

 16.- €

 978-3-96317-196-3

  04.03.2020

Die Childfree-Rebellion

Warum "zu radikal" gerade radikal genug ist

Es ist nichts Neues, dass feministische Erkenntnisse gesellschaftliches Entsetzen auslösen – man* denke zum Beispiel daran, dass Frauen* diesselben Fähigkeiten wie Männer* besitzen oder an die Überwindung der Zweigeschlechtlichkeit –, geht es dabei doch um die natürliche Ordnung, die Grundfeste der Gesellschaft, Mann und Frau, die Keimzelle des Lebens. Umso weniger verwundert es da, dass feministische Kritiken, die direkt auf diese Keimzelle, auf die menschliche Reproduktion nämlich, das Kinderkriegen, zielen, geradezu vernichtet werden. Und die sich Äußernden gleich mit.
Mit „Die Childfree-Rebellion" sticht Verena Brunschweiger erneut in das Wespennest, das sie im Vorjahr mit ihrem Manifest „Kinderfrei statt kinderlos" losgetreten hatte. Und wird dafür von so gut wie allen Seiten böse attackiert. Denn dass die Menschen keine Kinder mehr bekommen sollten, vor allem die Menschen aus den reichen westlichen Industrienationen nicht, darf anscheinend unter gar keinen Umständen geäußert werden. Auch dann nicht, wenn es um das Wohl der gesamten Menschheit geht (das Wohl des Planeten lassen wir einfach mal außen vor). Und da drehen nicht nur die Männer* am Rad, wenn sie ihren Samen nicht in alle Winde streuen können, nein, auch die Frauen* klammern sich mit aller Kraft an ihrer Muttertierrolle fest, handelt es sich doch um das einzige, das nur sie übernehmen und wo ihnen Männer* nicht das Wasser reichen können, ihre Existenzberechtigung, ihr Alleinstellungsmerkmal. Da wird dann auch schweres Geschütz aufgefahren; Morddrohungen stehen an der Tagesordnung. Und das nicht nur von Antifeminist*innen*, Konservativen und Religiös-Gläubigen. Sogar das Schulsystem greift ein. Als Lehrerin von Kindern, noch dazu im Fach Ethik, sollte man mit so einer Meinung jedenfalls nicht arbeiten.
Dass man* Mutterschaft bereuen kann, war schon ein richtig schwerer Brocken für die heteronormative, patriarchale Gesellschaft. Und nun zur Kinderlosigkeit aufrufen?
Man* muss nicht Ökofeministin wie Brunschweiger sein (oder gar Antinatalist*in*), ein wenig Sorge um die Zukunft der Erde reicht schon aus, um ihrer These zumindest offen gegenüberzustehen und auch in Deutschland einen Dialog zu starten und einen Diskurs zu pluralisieren, der sowohl aus Gründen des Klimaschutzes als auch hinsichtlich der Gleichstellung aller Geschlechter sowie der Verstrickung von class, race, gender, health, disability dringend geführt werden muss.
In diesem Sinne: Gehn wir vögeln, Leute, lieben wir uns, über Grenzen hinweg, aber hören wir damit auf, Kinder zu machen. Punkt. Punkt. Punkt.

Caro Günther

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