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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Garry Disher

cover

Aus dem Englischen von Peter Torberg.
Unionsverlag , gebunden , 336 Seiten

 22.- €

 978-3-293-00563-1

 24.08.2020

Hope Hill Drive

Vielleicht ist es unerheblich, nach Gründen zu fragen, warum dieser Autor mit dem Alter immer besser wird. Tatsächlich aber trifft dies auf Garry Disher zu.

Schon mit seinem impulsiven und gleichzeitig ruhigen Buch Bitter Wash Road formt Disher Figuren und Landschaft, Provinz und Verbrechen. Immer dabei: die gnadenlose Sonne, deren Licht nicht immer alles ausleuchtet oder gar vorhersehbar macht.

Garry Dishers neuestes Werk Hope Hill Drive öffnet den Blick auf menschliche Unzulänglichkeiten, Angst und Dummheit aus der Perspektive des in die Provinz versetzten Constable Paul Hirsch­­hausen. Oder muss man nicht besser sagen: Der Leser wandelt mit Hirschhausen ("Hirsch") unbemerkt auf Haupt- und Neben­wegen, schluckt den unendlichen und gnadenlosen Staub, lernt Landschaft und Menschen kennen, die einem fremd sind und fremd bleiben und ist eigentlich schon mittendrin im Geschehen, bis wirklich etwas passiert.

Denn das ist die andere Fähigkeit Dishers: Geschichten zu erzählen, deren Dichte und Bedeutung wie selbstverständlich gelesen werden, ja aufgelesen werden, während der Leser seiner (Hirschhausens) Arbeit nachgeht. Wie Disher in Hope Hill Drive scheinbar Belangloses mit alltäglich Gelebtem verbindet und diese Verbindungen wieder miteinander verwebt, das ist sicherlich zur Zeit für die sogenannte Krimiliteratur einmalig.

Dishers Schreiben besteht eigentlich in der Fähigkeit, den Blick von und auf Menschen nicht abzuwenden und dies mit einer Leichtigkeit zu tun, die diese Menschen alltäglich macht. Hinter der sogenannten Normalität aber sind alle Abgründe möglich.

Zugegeben: Die Figur Paul Hirschhausen wird dem Leser in seiner Unaufgeregtheit von Seite zu Seite immer sympathischer. Oder besser: glaubwürdiger. Weit entfernt davon ein Held oder gar Antiheld zu sein. Und so webt Disher mit seinem Roman auch diese Figur in Gerüche, Farben, Stimmungen und Wetter, atmet der Roman das Leben.

Disher beschreibt die Provinz, ohne die Menschen, ihr Leben und ihr Weltverhältnis zu verraten.

Es gibt in diesem Buch kein Außen, kein unbeteiligtes Schauen auf die Ereignisse. Auch nicht für den Leser.

Harald Herrmann, Künstler