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josfritz Buchhandlung Freiburg
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Daniel-Pascal Zorn

cover

Klett Cotta , gebunden , 656 Seiten

 38.- €

 978-3-608-98349-4

 19.03.2022

Die Krise des Absoluten

Was die Postmoderne hätte sein können

»Die Postmoderne ist an allem schuld«, sei es Konstruktivismus, Identitätspolitik, Moralismus, Relativismus oder der Verfall der Kritik. Gegen den geläufig gewordenen Aufbau dieser Gegnerschaft wendet sich Daniel-Pascal Zorns Buch Die Krise des Absoluten. Eine feuilletonistisch zugerichtete kompakte Vorstellung von „Postmoderne“ findet sich hier nicht, wohl aber eine Aufklärung über verschiedene Denkrichtungen und Theorielandschaften, die den Reflexionskomplex Postmoderne auszeichnen. Mit den acht im Zentrum stehenden Philosophen, in alphabetischer Reihenfolge: Adorno, Deleuze, Derrida, von Foerster, Foucault, Lyotard, Ritter und Rorty, führen die Wege in eine Geschichte des Denkens, das von der Frage umgetrieben wird, wie denn dem Absoluten, das mit dem Ende des Absolutismus in der Französischen Revolution nur scheinbar verabschiedet wurde, zu entkommen wäre.

Die Krise des Absoluten, die zwischen dessen Präsenz und Wiederkehr immer wieder aufbricht, ist nicht das ferne Jenseits der Moderne, sondern gehört als Reflexion der Moderne seit längerem zu ihr – weshalb denn auch das, was Postmoderne heißt, nicht etwas ist, das nach der Moderne kommt, sondern als Einstellung zu ihr ein Teil, ein Zusatz, eine Position zu ihr ist. Postmodernes Denken weiß seit den Katastrophen der Moderne um die Gefahren der Tiefen und Untiefen des Absoluten.

Ein alternativer Titel des Buches hätte sein können: „Die Postmoderne – eine Wanderung“, so Zorn, und er empfiehlt dafür »festes Schuhwerk, Proviant und einen stabilen Wanderstock«. Man kann es aber auch in der Häuslichkeit zwischen den Jahren lesen, um sich von intellektueller Gymnastik, gutem Stil und beachtlichem Bildungsgewinn verführen zu lassen. Und dass die postmodernen Reflexionen der Moderne eine eminent politische Angelegenheit sind, kann man auch noch lernen.

Christa Karpenstein-Eßbach