Jochen Arlt
Geschenkt I
Ausgewählte Gedichte
Die Gedichte von Jochen Arlt sind für mich Kleinodien. Allesamt stimmungstiefe Poeme und Kurztexte, die den Leser wegtragen, Träume evozieren. Texte, die nichts verstecken und zutiefst wahr sind. Seine Lyrik entwickelt ein Eigenleben, sogar in der Erinnerung. Arlts Einfälle mögen impulsiv sein, sein Gedächtnis ist umfassend, seine Beleuchtung der Wirklichkeit geht zu Herzen. Bei allem lässt er Fläche für eigene Gedanken.
Geschenkt I und Geschenkt II sind Bände mit Seltenheitswert: schönes Papier, handgefalzt, handgeheftet. Allein das Anfassen ist ein haptisches Vergnügen.
In Geschenkt I hat Jochen Arlt das gemacht, was ich mir von guter Lyrik wünsche. Er hat mir den Blick geöffnet, Vertrautes in neue Worte gefasst, so dass ich es wiedersehen und erkennen kann. In konsequenter stilistischer Ausrichtung, was die Sprache betrifft, trägt er an die 70 Gedichte zusammen, in denen er seine Heimat meint, die Dörfer und Menschen des Rheinlands, die Jahreszeiten, die Landschaft, die Natur, persönliche Erinnerungen, teils melancholisch, manchmal ironisch.
Geschenkt II steckt voller Prosaminiaturen, Sprüche, weiterer Gedichte. Für den sprachschöpferischen Einfallsreichtum, die poetischen Assoziationen und die überraschenden Gedankenverbindungen möchte ich Jochen Arlt ein Kränzchen winden. »Orangenschalen auf der Heizung / Kandiertes Laub vorm Fenster / Zunge im Ohr.« (Gedicht: Landläufig)
Auch für seine Studien bewundere ich ihn. So für das Gedicht Hannes, auf ernstem Grund, in dem er das Schlachten eines Stiers in Worte fasst und den Leser an Jesus am Kreuz denken lässt: Erster Sturz, zweiter Sturz, dritter Sturz. Und am Ende: »Rot beschmiert die weißen Schürzen / Weihrauch aus dem Pansen / Augen und Hufe zum Abfall.«
Der zweite Band schließt mit Milieustudien, beobachtbar vor der Haustür: »In der Kreisstadt, neben dem Langnese-Kiosk am Marktplatz, tätowieren ewiger Hippie, ewiger Punk ihre Leber. Ewige Leidenschaften: Verzäll, Dosenbier. Gegenüber, im Raiffeisenbank-Foyer, versammelt sich fühlbar eitel die Herbstkollektion.«
Alles in allem: Geschenkt I und II sind wunderbare Lesebücher, geschrieben von einem wunderbaren Poeten, der nicht umsonst in der deutschsprachigen Lyrik-Bibel „Der große Conrady“ erwähnt ist.
Ute Bales
Nordpark Verlag , 84 Seiten
6,50 €
978-3-943940-00-8
01.11.2014
Geschenkt I
Ausgewählte Gedichte
Die Gedichte von Jochen Arlt sind für mich Kleinodien. Allesamt stimmungstiefe Poeme und Kurztexte, die den Leser wegtragen, Träume evozieren. Texte, die nichts verstecken und zutiefst wahr sind. Seine Lyrik entwickelt ein Eigenleben, sogar in der Erinnerung. Arlts Einfälle mögen impulsiv sein, sein Gedächtnis ist umfassend, seine Beleuchtung der Wirklichkeit geht zu Herzen. Bei allem lässt er Fläche für eigene Gedanken.
Geschenkt I und Geschenkt II sind Bände mit Seltenheitswert: schönes Papier, handgefalzt, handgeheftet. Allein das Anfassen ist ein haptisches Vergnügen.
In Geschenkt I hat Jochen Arlt das gemacht, was ich mir von guter Lyrik wünsche. Er hat mir den Blick geöffnet, Vertrautes in neue Worte gefasst, so dass ich es wiedersehen und erkennen kann. In konsequenter stilistischer Ausrichtung, was die Sprache betrifft, trägt er an die 70 Gedichte zusammen, in denen er seine Heimat meint, die Dörfer und Menschen des Rheinlands, die Jahreszeiten, die Landschaft, die Natur, persönliche Erinnerungen, teils melancholisch, manchmal ironisch.
Geschenkt II steckt voller Prosaminiaturen, Sprüche, weiterer Gedichte. Für den sprachschöpferischen Einfallsreichtum, die poetischen Assoziationen und die überraschenden Gedankenverbindungen möchte ich Jochen Arlt ein Kränzchen winden. »Orangenschalen auf der Heizung / Kandiertes Laub vorm Fenster / Zunge im Ohr.« (Gedicht: Landläufig)
Auch für seine Studien bewundere ich ihn. So für das Gedicht Hannes, auf ernstem Grund, in dem er das Schlachten eines Stiers in Worte fasst und den Leser an Jesus am Kreuz denken lässt: Erster Sturz, zweiter Sturz, dritter Sturz. Und am Ende: »Rot beschmiert die weißen Schürzen / Weihrauch aus dem Pansen / Augen und Hufe zum Abfall.«
Der zweite Band schließt mit Milieustudien, beobachtbar vor der Haustür: »In der Kreisstadt, neben dem Langnese-Kiosk am Marktplatz, tätowieren ewiger Hippie, ewiger Punk ihre Leber. Ewige Leidenschaften: Verzäll, Dosenbier. Gegenüber, im Raiffeisenbank-Foyer, versammelt sich fühlbar eitel die Herbstkollektion.«
Alles in allem: Geschenkt I und II sind wunderbare Lesebücher, geschrieben von einem wunderbaren Poeten, der nicht umsonst in der deutschsprachigen Lyrik-Bibel „Der große Conrady“ erwähnt ist.
Ute Bales