Wolfgang Schorlau
Black Forest
Denglers elfter Fall
Immer kam was dazwischen. Wenn Wolfgang Schorlau den jeweils aktuellen Fall seines Privatermittlers Georg Dengler präsentierte, dann war ich gerade literarisch ganz woanders unterwegs. Aber diesmal hat es endlich geklappt, und Denglers elfter Fall wurde nun zu meinem ersten Schorlau. Vor der Lektüre jedoch ein skeptischer Blick aufs Cover: Ein Schwarzwaldkrimi und noch dazu mit dem Titel Black Forest – kann das in Zeiten eines Buchmarktes, der inflationär mit lokalkoloritdurchtränkten Regiokrimis gesättigt scheint, funktionieren? Doch, ja, tut es! Zum einen, weil der Autor kein Sonnenuntergangsromantiker ist, der gesteigerten Wert auf glühende Baumwipfel über Bergeshöhen legen muss. Eher nüchtern aber mit viel Liebe zum Detail vermag er die ortstypische Atmosphäre einzufangen, wenn der Dengler seine Mutter auf dem elterlichen Schwarzwaldhof besucht, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Andererseits steht bei Schorlau auch nicht das klassische Whodunit im Vordergrund, der eigentliche Fall wird geschickt eingebettet in die nicht minder wichtigen persönlichen Fälle, mit denen gleich mehrere der Beteiligten zu kämpfen haben, allen voran der Held wider Willen, der doch nur nach seiner Mutter schauen wollte. Ihn holen bei der Rückkehr an den Ort seiner Kindheit die Dämonen der Vergangenheit genauso ein wie die unbequemen Erinnerungen an die erste Liebe.
Aber Krimi gibt's natürlich auch, und wie: Es wird gemordet und erpresst und Profit besessene Großraddreher vergehen sich skrupellos an Mensch und Natur. Dabei geht es doch vermeintlich nur um die Baugenehmigung für ein Windrad oben am Feldberg! Dieses symbolisiert aber für alle Beteiligten den drohenden Weltuntergang: Die Bösen glauben, dass durch den Bau das Ende des profitablen Geschäfts mit den fossilen Brennstoffen eingeläutet wird und die Guten befürchten, dass es nix mehr wird mit dem Abwenden der Klimakatastrophe, sollte nicht endlich auch hier auf dem Grundstück von Denglers Mama am Feldberg alternative Energie zum Einsatz kommen. Und mittendrin in diesem lesenswerten ökopolitischen Verwirrspiel zwischen Aktivisten und Auerhühnern löst der Privatermittler neben seinem elften Fall noch so manche familiären Knoten.
Georg Giesebrecht
Kiepenheuer & Witsch Verlag , kartoniert , 448 Seiten
18.- €
978-3-462-05139-1
10.10.2024
Black Forest
Denglers elfter Fall
Immer kam was dazwischen. Wenn Wolfgang Schorlau den jeweils aktuellen Fall seines Privatermittlers Georg Dengler präsentierte, dann war ich gerade literarisch ganz woanders unterwegs. Aber diesmal hat es endlich geklappt, und Denglers elfter Fall wurde nun zu meinem ersten Schorlau. Vor der Lektüre jedoch ein skeptischer Blick aufs Cover: Ein Schwarzwaldkrimi und noch dazu mit dem Titel Black Forest – kann das in Zeiten eines Buchmarktes, der inflationär mit lokalkoloritdurchtränkten Regiokrimis gesättigt scheint, funktionieren? Doch, ja, tut es! Zum einen, weil der Autor kein Sonnenuntergangsromantiker ist, der gesteigerten Wert auf glühende Baumwipfel über Bergeshöhen legen muss. Eher nüchtern aber mit viel Liebe zum Detail vermag er die ortstypische Atmosphäre einzufangen, wenn der Dengler seine Mutter auf dem elterlichen Schwarzwaldhof besucht, um dort nach dem Rechten zu sehen.
Andererseits steht bei Schorlau auch nicht das klassische Whodunit im Vordergrund, der eigentliche Fall wird geschickt eingebettet in die nicht minder wichtigen persönlichen Fälle, mit denen gleich mehrere der Beteiligten zu kämpfen haben, allen voran der Held wider Willen, der doch nur nach seiner Mutter schauen wollte. Ihn holen bei der Rückkehr an den Ort seiner Kindheit die Dämonen der Vergangenheit genauso ein wie die unbequemen Erinnerungen an die erste Liebe.
Aber Krimi gibt's natürlich auch, und wie: Es wird gemordet und erpresst und Profit besessene Großraddreher vergehen sich skrupellos an Mensch und Natur. Dabei geht es doch vermeintlich nur um die Baugenehmigung für ein Windrad oben am Feldberg! Dieses symbolisiert aber für alle Beteiligten den drohenden Weltuntergang: Die Bösen glauben, dass durch den Bau das Ende des profitablen Geschäfts mit den fossilen Brennstoffen eingeläutet wird und die Guten befürchten, dass es nix mehr wird mit dem Abwenden der Klimakatastrophe, sollte nicht endlich auch hier auf dem Grundstück von Denglers Mama am Feldberg alternative Energie zum Einsatz kommen. Und mittendrin in diesem lesenswerten ökopolitischen Verwirrspiel zwischen Aktivisten und Auerhühnern löst der Privatermittler neben seinem elften Fall noch so manche familiären Knoten.
Georg Giesebrecht