Sally Rooney
Intermezzo
In Intermezzo, ihrem neuen, lang erwarteten Roman nach Gespräche mit Freunden, Normale Menschen und Schöne Welt, wo bist du erzählt die junge vielgelesene irische Autorin eine alte Geschichte neu. Zwei ungleiche Brüder konkurrieren bis aufs Blut darum, gesehen und wertgeschätzt zu werden, das ist schon in der Bibel so.
Dort heißen sie Kain und Abel, ihr Intermezzo endet für den Jüngeren tödlich. Im Dublin Sally Rooneys treffen die beiden Brüder Peter und Ivan bei der Beerdigung ihres Vaters aufeinander. Als Ivan ein Kind war und Peter ein Teenager, standen sich die Brüder sehr nahe. Jetzt sind sie einander fremd geworden. Wie die Urbilder, der Bauer Kain und der Hirte Abel, sind sie getrennt durch ganz unterschiedliche Lebens- und Gesellschaftsentwürfe.
Peter, der Ältere, ist ein gutaussehender erfolgreicher Anwalt, ein Womanizer in einer Dreiecksbeziehung zwischen der Studentin und Hausbesetzerin Naomi und der chronisch schmerzkranken Literaturdozentin Sylvia. Ivan, der Jüngere, ist ein Schachnerd, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, er wird begehrt von der deutlich älteren Margaret.
„Intermezzo“ bedeutet im Schachspiel eine überraschende Situation, ein Zwischenspiel, das ein sofortiges Eingreifen erfordert. Im Roman Intermezzo bringt der Tod des Vaters die beiden Brüder in Zugzwang, reißt alte Wunden auf. Alle Figuren eint ihre emotionale Verletzlichkeit, ihre Unsicherheit am Anfang von Beziehungen, die Frage, was wir Menschen eigentlich einander schulden, als Brüder, als Partnerinnen, an der Uni und beim Schach- und Liebesspiel. Wieviel Trauer und wieviel Liebe hält ein Leben aus?
In einer atemlos gegenwärtigen Sprache, kongenial übersetzt von Zoë Beck, rückt uns Sally Rooney wie auf einem Schachbrett ganz nahe an ihre Personen heran, wir hören ihnen beim Denken zu, spüren ihre auch ganz körperlichen und erotischen Gefühle. Psychogramme von Millennials, sympathischen und unsympathischen, fesselnd gezeichnet in einem großartigen Dublinroman.
Ursula Hellerich
Aus dem Englischen von Zoë Beck
Claassen Verlag , gebunden , 496 Seiten
24.- €
978-3-546-10052-6
24.09.2024
Intermezzo
In Intermezzo, ihrem neuen, lang erwarteten Roman nach Gespräche mit Freunden, Normale Menschen und Schöne Welt, wo bist du erzählt die junge vielgelesene irische Autorin eine alte Geschichte neu. Zwei ungleiche Brüder konkurrieren bis aufs Blut darum, gesehen und wertgeschätzt zu werden, das ist schon in der Bibel so.
Dort heißen sie Kain und Abel, ihr Intermezzo endet für den Jüngeren tödlich. Im Dublin Sally Rooneys treffen die beiden Brüder Peter und Ivan bei der Beerdigung ihres Vaters aufeinander. Als Ivan ein Kind war und Peter ein Teenager, standen sich die Brüder sehr nahe. Jetzt sind sie einander fremd geworden. Wie die Urbilder, der Bauer Kain und der Hirte Abel, sind sie getrennt durch ganz unterschiedliche Lebens- und Gesellschaftsentwürfe.
Peter, der Ältere, ist ein gutaussehender erfolgreicher Anwalt, ein Womanizer in einer Dreiecksbeziehung zwischen der Studentin und Hausbesetzerin Naomi und der chronisch schmerzkranken Literaturdozentin Sylvia. Ivan, der Jüngere, ist ein Schachnerd, der sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält, er wird begehrt von der deutlich älteren Margaret.
„Intermezzo“ bedeutet im Schachspiel eine überraschende Situation, ein Zwischenspiel, das ein sofortiges Eingreifen erfordert. Im Roman Intermezzo bringt der Tod des Vaters die beiden Brüder in Zugzwang, reißt alte Wunden auf. Alle Figuren eint ihre emotionale Verletzlichkeit, ihre Unsicherheit am Anfang von Beziehungen, die Frage, was wir Menschen eigentlich einander schulden, als Brüder, als Partnerinnen, an der Uni und beim Schach- und Liebesspiel. Wieviel Trauer und wieviel Liebe hält ein Leben aus?
In einer atemlos gegenwärtigen Sprache, kongenial übersetzt von Zoë Beck, rückt uns Sally Rooney wie auf einem Schachbrett ganz nahe an ihre Personen heran, wir hören ihnen beim Denken zu, spüren ihre auch ganz körperlichen und erotischen Gefühle. Psychogramme von Millennials, sympathischen und unsympathischen, fesselnd gezeichnet in einem großartigen Dublinroman.
Ursula Hellerich