Isabelle Lehn
Die Spielerin
Sie ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Heldin. Ihre Karriere, ihr Handeln, ihr Gerichtsprozess. Alle sprechen über sie, haben ein klares Bild vor Augen. Doch trotz allem bleibt sie ein Geist.
Eine Geistergeschichte also? So in etwa: windige Typen, virtuelle Werte, Schattengeschäfte. Könnte auch in nebligen Gassen in phantastischen Welten stattfinden. Tut es aber nicht. Wir befinden uns zwischen norddeutscher Provinz und der Züricher Bankenwelt der 2000er Jahre. Widerliche Zurschaustellung von Männlichkeiten spiegeln sich in gläsernen Bankgebäuden und Egos, mindestens so aufgeblasen wie dubiose Kredite, wandeln durch die heiligen Hallen des Finanzkapitalismus. Sie ist mittendrin und beginnt zu spielen. Als sie das Spiel zu verlieren droht, beginnt sie ein neues. Entzieht sich.
Im Gericht einige Jahre später geht es um Schuld, ihr schuldhaftes Handeln. Aber auch hier entzieht sie sich den Richtern und uns wie ein Geist, dessen Umrisse nur gerade so zu erahnen sind. Kein Wort zu viel verwendet die Autorin. Das Porträt der Frau entsteht über die Umrisse und die Leerstellen, die sich aus den Erzählungen Anderer ergeben.
Eine Nachrichtenmeldung brachte Isabelle Lehn dazu, diesen Roman zu schreiben. Und neben der Heldin spielt vor allem die Mafia eine große Rolle. Äußerst spannend gestaltet sich die Lektüre über die Rahmenhandlung, Zeit- und Ortswechsel und unterschiedliche Perspektiven. Dabei ist die Verlockung groß, sich im Strudel der Ereignisse zu verlieren, die Lesart als Krimi liegt nahe. Viel wichtiger scheint im Buch aber eben das zu sein, das nicht beschrieben ist und das Nachdenken darüber, warum es unbeschreiblich bleibt.
Jana Kling
S. Fischer Verlag , 272 Seiten
25.- €
978-3-10-397202-3
4. Auflage 2024
Die Spielerin
Sie ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Heldin. Ihre Karriere, ihr Handeln, ihr Gerichtsprozess. Alle sprechen über sie, haben ein klares Bild vor Augen. Doch trotz allem bleibt sie ein Geist.
Eine Geistergeschichte also? So in etwa: windige Typen, virtuelle Werte, Schattengeschäfte. Könnte auch in nebligen Gassen in phantastischen Welten stattfinden. Tut es aber nicht. Wir befinden uns zwischen norddeutscher Provinz und der Züricher Bankenwelt der 2000er Jahre. Widerliche Zurschaustellung von Männlichkeiten spiegeln sich in gläsernen Bankgebäuden und Egos, mindestens so aufgeblasen wie dubiose Kredite, wandeln durch die heiligen Hallen des Finanzkapitalismus. Sie ist mittendrin und beginnt zu spielen. Als sie das Spiel zu verlieren droht, beginnt sie ein neues. Entzieht sich.
Im Gericht einige Jahre später geht es um Schuld, ihr schuldhaftes Handeln. Aber auch hier entzieht sie sich den Richtern und uns wie ein Geist, dessen Umrisse nur gerade so zu erahnen sind. Kein Wort zu viel verwendet die Autorin. Das Porträt der Frau entsteht über die Umrisse und die Leerstellen, die sich aus den Erzählungen Anderer ergeben.
Eine Nachrichtenmeldung brachte Isabelle Lehn dazu, diesen Roman zu schreiben. Und neben der Heldin spielt vor allem die Mafia eine große Rolle. Äußerst spannend gestaltet sich die Lektüre über die Rahmenhandlung, Zeit- und Ortswechsel und unterschiedliche Perspektiven. Dabei ist die Verlockung groß, sich im Strudel der Ereignisse zu verlieren, die Lesart als Krimi liegt nahe. Viel wichtiger scheint im Buch aber eben das zu sein, das nicht beschrieben ist und das Nachdenken darüber, warum es unbeschreiblich bleibt.
Jana Kling