Johanne Lykke Holm
Rote Sonne
Es ist ein fast unerträglich heißer Sommer in der trägen und tristen Stadt am Fluss, in der India mit ihrem Partner Kallas in einer Drei-Zimmer-Wohnung im siebten Stock eines Wohnkomplexes lebt. Ihr Leben und ihre Wohnung aber sind voller Farben, Pflanzen und für sie bedeutungsvoller Gegenstände; die beiden führen eine besonders innige und liebevolle Beziehung. Sie brechen auf, um Kallas Kindheitsfreundin Desma und deren Partner Lafayette in ihrem großen Haus am Meer zu besuchen, wo sie zunächst einen besonders schönen Abend mit gutem Essen, Wein und anregenden Gesprächen verbringen. Von Beginn an herrscht jedoch auch eine unheilvolle, mystische Stimmung.
Eines Abends stehen drei Kinder, die allein sind, vor der Tür und bitten um Unterschlupf, den Desma ihnen gewährt. Auch wenn die Männer zunächst Vorbehalte haben, verbringen die vier Erwachsenen und die drei Kinder ein paar unbeschwerte Stunden. Als dann aber ein Waldbrand in den Bergen immer näher an das Haus zu rücken droht, müssen Entscheidungen getroffen und die Kinder in Sicherheit gebracht werden. Sehr bald stehen India und Kallas vor weit komplizierteren Fragen und müssen völlig neu verhandeln, was sie über sich und ihr Leben, über Fürsorge, Verantwortung und Elternschaft denken.
Der Text der schwedischen Autorin Johanne Lykke Holm verweigert sich konkreter Zuschreibungen. Weder Genre noch Handlungsort oder -zeit lassen sich klar bestimmen. Ich würde sagen, der atmosphärisch dichte Roman spielt knapp an der Realität vorbei in der nahen dystopischen Zukunft in einem Land, das wesentlich südlicher liegt als Schweden. Ich würde aber auch sagen, dass das nicht so wichtig ist, denn was den Roman so lesenswert macht, ist der besondere Stil der Autorin. Ihr gelingt es, die Handlungen, Orte und Menschen anhand genauester Beschreibungen von Lichtverhältnissen, Geräuschen, Atmosphäre, Gegenständen und allen voran Gerüchen für die Lesenden fast sinnlich wahrnehmbar zu machen. Ein paar Tage lang habe ich mir selbst eingebildet, auch meine eigene Umgebung intensiver wahrzunehmen, bis dann eine Erkältung und die Realität mich wieder eingeholt haben.
Joke Colmsee
Aus dem Schwedischen von Hanna Granz
Kampa Verlag , gebunden , 272 Seiten
25.- €
978-3-311-35019-4
17.09.2024
Rote Sonne
Es ist ein fast unerträglich heißer Sommer in der trägen und tristen Stadt am Fluss, in der India mit ihrem Partner Kallas in einer Drei-Zimmer-Wohnung im siebten Stock eines Wohnkomplexes lebt. Ihr Leben und ihre Wohnung aber sind voller Farben, Pflanzen und für sie bedeutungsvoller Gegenstände; die beiden führen eine besonders innige und liebevolle Beziehung. Sie brechen auf, um Kallas Kindheitsfreundin Desma und deren Partner Lafayette in ihrem großen Haus am Meer zu besuchen, wo sie zunächst einen besonders schönen Abend mit gutem Essen, Wein und anregenden Gesprächen verbringen. Von Beginn an herrscht jedoch auch eine unheilvolle, mystische Stimmung.
Eines Abends stehen drei Kinder, die allein sind, vor der Tür und bitten um Unterschlupf, den Desma ihnen gewährt. Auch wenn die Männer zunächst Vorbehalte haben, verbringen die vier Erwachsenen und die drei Kinder ein paar unbeschwerte Stunden. Als dann aber ein Waldbrand in den Bergen immer näher an das Haus zu rücken droht, müssen Entscheidungen getroffen und die Kinder in Sicherheit gebracht werden. Sehr bald stehen India und Kallas vor weit komplizierteren Fragen und müssen völlig neu verhandeln, was sie über sich und ihr Leben, über Fürsorge, Verantwortung und Elternschaft denken.
Der Text der schwedischen Autorin Johanne Lykke Holm verweigert sich konkreter Zuschreibungen. Weder Genre noch Handlungsort oder -zeit lassen sich klar bestimmen. Ich würde sagen, der atmosphärisch dichte Roman spielt knapp an der Realität vorbei in der nahen dystopischen Zukunft in einem Land, das wesentlich südlicher liegt als Schweden. Ich würde aber auch sagen, dass das nicht so wichtig ist, denn was den Roman so lesenswert macht, ist der besondere Stil der Autorin. Ihr gelingt es, die Handlungen, Orte und Menschen anhand genauester Beschreibungen von Lichtverhältnissen, Geräuschen, Atmosphäre, Gegenständen und allen voran Gerüchen für die Lesenden fast sinnlich wahrnehmbar zu machen. Ein paar Tage lang habe ich mir selbst eingebildet, auch meine eigene Umgebung intensiver wahrzunehmen, bis dann eine Erkältung und die Realität mich wieder eingeholt haben.
Joke Colmsee