Caroline Castro
Nennt mich Nathan
Der Graphic Novel Nennt mich Nathan zeichnet die Jugend des trans* Jungen Nathan nach. Es geht um das Aufwachsen, die erste Liebe, Selbstfindung und das Einstehen für die eigene Identität. Für Nathan bedeutet das, sich von unpassenden äußeren Zuschreibungen und Erwartungshaltungen abzugrenzen. Das Buch thematisiert den struggle mit cis-normativen Glaubenssätzen, Diskriminierung und Dysphorie.
Kurze Perspektivwechsel zu Nathans Mutter, Vater und Bruder zeigen die Überforderung der Menschen in seinem Umfeld. Sie schwanken zwischen versuchter Akzeptanz und verinnerlichten Vorurteilen. Die neuen Erfahrungen übersteigen ganz klar ihre Vorstellungskraft. Während sie sich bemühen, verständnisvoll zu handeln, verhalten sie sich doch nicht immer ideal. Eine der schönsten Szenen im Buch zeigt ein nächtliches Gespräch zwischen Nathan und seiner Freundin Clementine. "Wenn ich dich liebe... bedeutet das, dass ich lesbisch bin?", möchte Nathan wissen. Clementine antwortet, dass er doch gar nicht lesbisch sein könne, denn "eigentlich bist du ein Kerl". Hier hat Nathan das erste Mal die Möglichkeit, seinen Namen auszusprechen.
Die Geschichte geht äußerst einfühlsam mit ihren Charakteren um, bleibt dabei aber nah an der Realität – einer wahren Geschichte. Dadurch kommen auch viele schwierige, potentiell triggernde Themen zur Sprache, darunter viel alltägliche Trans*feindlichkeit, Selbsthass und Selbstverletzung sowie blutige OP-Darstellungen. Der Wechsel dieser Themen mit liebevollen, positiven und selbstermächtigenden Szenen macht das Buch sowohl künstlerisch als auch inhaltlich wertvoll. Zeichner Zuttion arbeitet mit einem reduzierten, visuell ansprechenden Stil, der Emotionen ausdrucksstark vermittelt. Die Farbgebung wechselt mit der Stimmung von zartem Pastell über kräftige Farben bis zu warmen Grautönen.
Allen, die Lust auf eine emotionale, nachvollziehbare Coming-of-Age Geschichte haben und dabei an Verständnis für trans* Menschen gewinnen wollen, kann ich den Graphic Novel sehr empfehlen. Trans* Menschen möchte ich das Buch nur unter Vorbehalt ans Herz legen, da hier viel Potential besteht, sich in selbst erlebten Situationen wiederzuerkennen. Es eignet sich allerdings super, um es an die weltfremde Verwandtschaft zu verschenken. Nennt mich Nathan ist keine leichte Kost, aber sehr lesenswert.
Emily [eine buch- und musikverliebte Studentin und Aktivistin und trans* lesbisch]
Mitwirkende beim Buch „Sichtbar - LSBTIAQ* - Menschen im Porträt" von FLUSS e.V.
Nathan #2
Zentrales Thema der Graphic Novel ist Nathans Weg zu der Erkenntnis, dass er bei der Geburt dem falschen Geschlecht zugeordnet wurde. Mit starken Bildern wird sein persönlicher Leidensdruck durch die erlebte Genderdysphorie dargestellt. Er schildert unterschiedliche Reaktionen von Familie, Freund*innen und Umwelt auf sein Outing, seine Transition und dem damit verbundenen Aufwand. Außerdem nehmen Pubertät, Sexualität und Liebe eine wichtige Rolle ein. „Nennt mich Nathan" ist eine kurzweilige Graphic Novel, die einen Einblick in das emotionale Erleben eines transgeschlechtlichen Jugendlichen gibt und auf der wahren Geschichte von Nathan beruht.
Weil die Geschichte von Nathan ein eher stereotypes, körperfixiertes Narrativ ist, ist es natürlich wichtig zu betonen, dass es nicht DIE eine Geschichte zu trans* sein gibt. Nicht jede*r erlebt Körperdysphorie, will, braucht oder kann angleichende Maßnahmen in Anspruch nehmen oder sich auf einem binären Geschlechtsspektrum verorten. Das eigene trans* sein ist deswegen nicht weniger valide.
Tatjana, Mitwirkende beim Buch „Sichtbar - LSBTIAQ* - Menschen im Porträt" von FLUSS e.V.

Aus dem Französischen von Tanja Krämling.
Splitter Verlag , gebunden , 140 Seiten
22.- €
978-3-96219-305-8
21.05.2019
Quentin Zuttion
Nennt mich Nathan
Der Graphic Novel Nennt mich Nathan zeichnet die Jugend des trans* Jungen Nathan nach. Es geht um das Aufwachsen, die erste Liebe, Selbstfindung und das Einstehen für die eigene Identität. Für Nathan bedeutet das, sich von unpassenden äußeren Zuschreibungen und Erwartungshaltungen abzugrenzen. Das Buch thematisiert den struggle mit cis-normativen Glaubenssätzen, Diskriminierung und Dysphorie.
Kurze Perspektivwechsel zu Nathans Mutter, Vater und Bruder zeigen die Überforderung der Menschen in seinem Umfeld. Sie schwanken zwischen versuchter Akzeptanz und verinnerlichten Vorurteilen. Die neuen Erfahrungen übersteigen ganz klar ihre Vorstellungskraft. Während sie sich bemühen, verständnisvoll zu handeln, verhalten sie sich doch nicht immer ideal. Eine der schönsten Szenen im Buch zeigt ein nächtliches Gespräch zwischen Nathan und seiner Freundin Clementine. "Wenn ich dich liebe... bedeutet das, dass ich lesbisch bin?", möchte Nathan wissen. Clementine antwortet, dass er doch gar nicht lesbisch sein könne, denn "eigentlich bist du ein Kerl". Hier hat Nathan das erste Mal die Möglichkeit, seinen Namen auszusprechen.
Die Geschichte geht äußerst einfühlsam mit ihren Charakteren um, bleibt dabei aber nah an der Realität – einer wahren Geschichte. Dadurch kommen auch viele schwierige, potentiell triggernde Themen zur Sprache, darunter viel alltägliche Trans*feindlichkeit, Selbsthass und Selbstverletzung sowie blutige OP-Darstellungen. Der Wechsel dieser Themen mit liebevollen, positiven und selbstermächtigenden Szenen macht das Buch sowohl künstlerisch als auch inhaltlich wertvoll. Zeichner Zuttion arbeitet mit einem reduzierten, visuell ansprechenden Stil, der Emotionen ausdrucksstark vermittelt. Die Farbgebung wechselt mit der Stimmung von zartem Pastell über kräftige Farben bis zu warmen Grautönen.
Allen, die Lust auf eine emotionale, nachvollziehbare Coming-of-Age Geschichte haben und dabei an Verständnis für trans* Menschen gewinnen wollen, kann ich den Graphic Novel sehr empfehlen. Trans* Menschen möchte ich das Buch nur unter Vorbehalt ans Herz legen, da hier viel Potential besteht, sich in selbst erlebten Situationen wiederzuerkennen. Es eignet sich allerdings super, um es an die weltfremde Verwandtschaft zu verschenken. Nennt mich Nathan ist keine leichte Kost, aber sehr lesenswert.
Emily [eine buch- und musikverliebte Studentin und Aktivistin und trans* lesbisch]
Mitwirkende beim Buch „Sichtbar - LSBTIAQ* - Menschen im Porträt" von FLUSS e.V.
Nathan #2
Zentrales Thema der Graphic Novel ist Nathans Weg zu der Erkenntnis, dass er bei der Geburt dem falschen Geschlecht zugeordnet wurde. Mit starken Bildern wird sein persönlicher Leidensdruck durch die erlebte Genderdysphorie dargestellt. Er schildert unterschiedliche Reaktionen von Familie, Freund*innen und Umwelt auf sein Outing, seine Transition und dem damit verbundenen Aufwand. Außerdem nehmen Pubertät, Sexualität und Liebe eine wichtige Rolle ein. „Nennt mich Nathan" ist eine kurzweilige Graphic Novel, die einen Einblick in das emotionale Erleben eines transgeschlechtlichen Jugendlichen gibt und auf der wahren Geschichte von Nathan beruht.
Weil die Geschichte von Nathan ein eher stereotypes, körperfixiertes Narrativ ist, ist es natürlich wichtig zu betonen, dass es nicht DIE eine Geschichte zu trans* sein gibt. Nicht jede*r erlebt Körperdysphorie, will, braucht oder kann angleichende Maßnahmen in Anspruch nehmen oder sich auf einem binären Geschlechtsspektrum verorten. Das eigene trans* sein ist deswegen nicht weniger valide.
Tatjana, Mitwirkende beim Buch „Sichtbar - LSBTIAQ* - Menschen im Porträt" von FLUSS e.V.