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josfritz Buchhandlung Freiburg
josfritz Buchhandlung Freiburg

Alex Wheatle

cover

Aus dem Englischen von Conny Lösch.
Kunstmann , gebunden , 280 Seiten

 18.- €

 978-3-95614-355-7

 18.03.2020

ab 12 Jahre

Home Girl

Home Girl ist einer der besten Jugendromane, den ich kenne und den ich auch als Erwachsene begeistert, erschüttert, fasziniert gelesen habe.
Die vierzehnjährige Naomi ist spröde, faszinierend, erschreckend, liebenswert und in jeder Facette überzeugend und anrührend. Da ihre Mutter tot, der Vater Alkoholiker ist, hat sie bislang in Pflegefamilien gelebt, wo sie viele schlecht Erfahrungen gemacht hat. Wenn man über sie liest, möchte man sie manchmal schütteln und sagen, "mach es dir doch nicht so schwer", "häng doch nicht mehr mit deinen fiesen Freundinnen rum, die dich immer weiter runterziehen" den Pflegefamilien und Wohngruppen zurufen "versucht doch, sie besser zu verstehen" und der Sozialarbeiterin "kann man ihr nicht doch besser helfen" Und dabei weiß man ja eigentlich, in welchem engen organisatorischen Rahmen solche Situationen und Schicksale bewältigt werden müssen und dass es für die direkt Beteiligten aus den verschiedensten Gründen so viel komplexer, trauriger, ja manchmal aussichtslos zu sein scheint.
Plötzlich könnte Naomis Leben aber eine Wendung zum Positiven nehmen, als sie sich in einer neuen Pflegefamilie gesehen und verstanden fühlt, wäre da nicht individueller und institutionalisierter Rassismus. Die neue Pflegefamilie, deren Vater selbst durch Erfahrungen mit Fremdunterbringung geprägt wurde, hat nämlich afrikanische Wurzeln. Die britischen Sozialbehörden haben aber eine strikte Politik, die ethnische Zugehörigkeit und die kulturellen Verbindungen der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu achten.
Warum lässt man sie wieder mit ihrer Wut, der Verzweiflung allein? Wie soll sie denn ein Zuhause finden?
Der britische Autor mit jamaikanischen Wurzeln schreibt direkt, politisch unkorrekten Slang der britischen Sozialghettos, fern von jeder „Boomercringe" - Anbiederung an Jugendsprache.

Ulrike