Alana S. Portero
Die schlechte Gewohnheit
"Mit einem klaffenden Riss in meiner seelischen Gesundheit, der meine desaströse Selbstisolation späterer Jahre vorwegnahm, ließ ich die Monate vorüberziehen. Meine Beklemmung wurde zu Selbstverachtung, die Angst blieb Angst, der Schmerz verwandelte sich in einen geisterhaften Nebel, der mich in jene Tiefen katapultierte, von wo aus ich das Leben zwar sehen, aber wieder einmal nicht berühren konnte."
Die Erzählerin wächst als Junge in San Blas, einem Arbeiterviertel Madrids auf. Um sich selbst zu begegnen, findet sie anfänglich nur die Zeit alleine im Bad: Unbemerkt von ihrer Familie schminkt sie sich, tanzt – nur für sich. Sie wächst heran, in der Nachbarschaft wird diskutiert, was schlimmer wäre: ein schwuler oder ein drogensüchtiger Sohn. Um nicht aufzufallen, eignet sie sich das Verhalten der Männer ihres Umfeldes an. Ihre ersten Kontakte mit der queeren Szene geben ihr Kraft, und sie beginnt sich selbst, wenigstens in der Nacht, zu fühlen und zu zeigen. Die Tage werden immer härter, die Nächte immer zerstörerischer. Als sie auf dem Heimweg einen körperlichen Angriff gerade so überlebt, verkriecht sie sich wieder, wagt sich nicht mehr zu zeigen. Nur mithilfe der Außenseiter*innen, welche ihre Verbündeten werden, schafft sie den Schritt nach außen erneut.
Eine außergewöhnlich kraftvolle Erzählung von sozialer Unterdrückung, Gewalt, der Feindschaft zum eigenen Körper, vor allem aber dem unbändigen Willen zu werden und über die verbindende Kraft der Schwesternschaft.
Lena Wich
Aus dem Spanischen von Christiane Quandt.
Claassen , gebunden , 240 Seiten
24.- €
978-3-546-10072-4
27.03.2024
Die schlechte Gewohnheit
"Mit einem klaffenden Riss in meiner seelischen Gesundheit, der meine desaströse Selbstisolation späterer Jahre vorwegnahm, ließ ich die Monate vorüberziehen. Meine Beklemmung wurde zu Selbstverachtung, die Angst blieb Angst, der Schmerz verwandelte sich in einen geisterhaften Nebel, der mich in jene Tiefen katapultierte, von wo aus ich das Leben zwar sehen, aber wieder einmal nicht berühren konnte."
Die Erzählerin wächst als Junge in San Blas, einem Arbeiterviertel Madrids auf. Um sich selbst zu begegnen, findet sie anfänglich nur die Zeit alleine im Bad: Unbemerkt von ihrer Familie schminkt sie sich, tanzt – nur für sich. Sie wächst heran, in der Nachbarschaft wird diskutiert, was schlimmer wäre: ein schwuler oder ein drogensüchtiger Sohn. Um nicht aufzufallen, eignet sie sich das Verhalten der Männer ihres Umfeldes an. Ihre ersten Kontakte mit der queeren Szene geben ihr Kraft, und sie beginnt sich selbst, wenigstens in der Nacht, zu fühlen und zu zeigen. Die Tage werden immer härter, die Nächte immer zerstörerischer. Als sie auf dem Heimweg einen körperlichen Angriff gerade so überlebt, verkriecht sie sich wieder, wagt sich nicht mehr zu zeigen. Nur mithilfe der Außenseiter*innen, welche ihre Verbündeten werden, schafft sie den Schritt nach außen erneut.
Eine außergewöhnlich kraftvolle Erzählung von sozialer Unterdrückung, Gewalt, der Feindschaft zum eigenen Körper, vor allem aber dem unbändigen Willen zu werden und über die verbindende Kraft der Schwesternschaft.
Lena Wich