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josfritz Buchhandlung Freiburg
josfritz Buchhandlung Freiburg

Anne Weber

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Matthes & Seitz Berlin , gebunden , 208 Seiten

 22.- €

 978-3-95757-845-7

 28.02.2020

Annette, ein Heldinnenepos

Mit den Jossen und Fritzen geht es mir ähnlich wie jetzt mit der Autorin Anne Weber, deren Heldinnenepos ich vorstellen will. Es ist, als würde ich sie schon lange kennen. In Wirklichkeit kenne ich nur die Buchladenmenschen schon lange, und ich weiß: Die will ich auf keinen Fall jemals entbehren, diese Einheit von Leuten, Büchern, Informationen und Fragen, von Geselligkeit und Einzelnen, lebbarem Widerspruch und Widerstand gegen Zugemutetes. Eine Freude in Eurem Buchladen zu sein! Und zum Geburtstag tröte ich Euch ein Ständchen auf dem Kamm. Bleibt mir gewogen! Ich Euch auch.
Eine Freude auch, Anne Weber zu lesen. Schon dreimal bei Euch gekauft und verschenkt.

Jetzt also ANNETTE. EIN HELDINNENEPOS
Im ersten flotten Bescheidwissen hab ich hingeschlenzt: was für ein blöder Titel! Dann aber gelesen. Und gelesen. Was für ein berührender, kluger, aufregender Text! Beim zweiten Lesen mehr Pausen eingelegt als beim ersten Verschlingen.
Nun, vorneweg, noch mal hingeschlenzt: Ein Heldenepos ist Männersache, schon auch mit Frauen, geht ja nicht ohne. Im Epos hält sich der Erzähler bedeckt, tritt höchstens am Ende selbst auf, verbirgt sich ansonsten im allwissenden, kommentierenden „Wir", hinter der großen Geschichte, in dem Raum, der den Helden umgibt. Dorthin nimmt der Sänger, der Dichter die Zuhörer mit, lockt sie: Uns ist in alten maeren wunders vil geseit / von helden lobebaeren von grôzer arebeit ... und dann geht es los: Rückschau, Eifersucht, Rache, was schon war, ehe der Held überhaupt, Vorausschau, zeitgeschichtliche Einwürfe, Wissen um das, Liebe und Tod, Kampf und Sieg und Niederlage, dazu vom Sänger beigemengt was die Nachlebenden, also Wir, aus der Distanz überschauen. Und wenn es gut gemacht ist, geschieht uns ein Hörzauber, ein Lesezauber, ohne ätschige Schläue im Nachhinein.

Gilt das auch für ANNETTE, EIN HELDINNENEPOS von Anne Weber?
Sie sagt, sie erzähle nicht als Person, sondern als Blickwinkel. Und wie sie erzählt! Sie singt geradezu, ohne Reim, im angedeuteten Versrhythmus das Leben, die Geschichte der Anne Beaumanoir, 1923 in der Bretagne geboren und heute, 97-jährig, wohnhaft in Dieulefit, auf Deutsch Gott-hats-gemacht, im Süden Frankreichs.
Ja, es fängt genauso an wie in den Heldenepen, und doch anders:
Anne Beaumanoir ist einer ihrer Namen. / Es gibt sie, ja, es gibt sie woanders als auf / diesen Seiten ... / .../ Sie ist sehr alt, und wie das Erzählen will, / ist sie zugleich noch ungeboren. Heute, / da sie fünfundneunzig ist, kommt sie / auf diesem weißen Blatt zur Welt -
Größer und einfacher geht es nicht: das Erzählen als zur-Welt-bringen und dabei die Zeitebenen in einer Miniatur zusammenschieben.
Geboren in einer Sackgasse, einem Fischerhäuschen in der Bretagne, im Haus der Großmutter, das der nicht gehört, die als Kind habeloser Bauern einen habelosen Fischer heiratete, früh verwitwete und ihre vaterlosen Kinder mit der pêche à pied, dem Fischen ohne Boot, großzog. Die Autorin Anne Weber lässt uns das kleine Lebensterrain in der Bretagne unsentimental hautnah werden, wie genau und poetisch klug sie mit Sprache umgeht, die Autorin und Übersetzerin (auch ihrer eigenen Texte), einfach und überraschend schön.
Illettré bleiben solch ärmliche Leute, wozu lesen und schreiben, das brauchen die nicht. So jedenfalls sieht es die andere Großmutter der noch ungeborenen Heldin Annette, eine Madame Beaumanoir, was Schönes Herrenhaus bedeutet, und so ist sie auch, die Madame. Ihrerseits früh verwitwet, aber gut verwitwet, obendrein Tochter eines Notars und Mutter eines hoffnungsvollen Sohns. Es kommt wie es kommen muss: ... Sie hält den Sohn / für etwas Besseres und sie hat recht damit, / er ist auch etwas Besseres, denn er verzichtet / auf ihre achtbare Gesellschaft und sein Erbe / zugunsten seiner Liebsten. ...
Die minderjährigen Verliebten, Fischermädchen und Herrensohn bekommen im Haus der Großmutter ein Kind, Annette, ja, genau die Annette aus dem Heldinnenepos, außerhalb der der Ehe, aber nicht außerhalb der Liebe... / ... / Sie hat glückliche Eltern, möchte man / behaupten ... ..., und wer Beweise hat fürs Gegenteil, der / möge widersprechen, jetzt ist dazu Gelegenheit. Im Versumdrehen werden wir beinahe zu Taufpaten oder außerehelichen Trauzeugen. So machten das die Sänger von Heldenepen, und gleichermaßen geschieht es hier.

ANETTE. EIN HELDINNENEPOS von Anne Weber hat alles was zum Epos der Männer gehört. Sie weiß von großen historischen Ereignissen, hält erzählend Abstand und mischt sich trotzdem kommentierend ein, allerdings leichter, subtiler, sowohl im Anwenden der Regeln als auch im Überspringen einer strengen Form. Rhythmus und Versmaß sind nicht eng, setzen jedoch spürbar den Akzent in der Lebensgeschichte der realen Heldin Anne/Annette Beaumanoir. Wir werden hineingezogen in das, was der Klappentext schon / weil die Fülle von Jahrzehnten Taten Mühen weit über / jeden Buchdeckel hinausragen / schlecht zusammenfasst. Die Heldin Annette wird ins Leben begleitet von der leichten und verführerisch anfassenden Erzählsprache und von ihren nonkonformistischen, atheistischen Eltern, die mit dem Priester befreundet sind (gleichgroße Kerzen für alle bei der Kommunion). Dazu die Großmutter mit einem untrüglichen Sinn für Gerechtigkeit. Das prägt nachhaltig Kindheit und Jugend. Geschichte ist etwas Angeborenes, heißt es einmal.
Die alte Annette in einem Interview: „Ich bin übrigens der Überzeugung, dass man mit 16, 17 für die Revolution brennen muss. Man weiß ja noch nicht, dass erfolgreiche Revolutionen Bürokratie und Terror hervorbringen. Wer in diesem Alter nicht in irgendeiner Form revoltiert, riskiert, später eine affektive Behinderung zu entwickeln."
Im HELDINNENEPOS wird daraus: „Wenn man mit sechzehn keine starken / Überzeugungen hat" (Zitat Annette), „hat man / gute Chancen, nie welche zu haben (Zitat / Nichtannette). Vor Toten und Terror und was / aus Revolutionen sonst noch so wird, / verschließt man die Augen, „man hofft und / rennt los" (in der Überstürzung: Zitanette) ... Die alte Annette und die aus dem Heldinnenepos sind sich gleich und verschieden und die namensgleiche Autorin kommt hinzu.
Mit fünf hat die Heldin ihr erstes Fahrrad, mit dreizehn ist sie Pazifistin, mit siebzehn, in den Sommerferien, immer noch mit dem Fahrrad unterwegs fängt das klein an, ... Würde sie das wohl / machen? Na, was denken Sie? Genau: Sie / machts. An der bezeichneten Adresse wohnt / eine schöne, tapfere Schneiderin, ... Annette wird Kurierin, geht zur Résistance. Wird später Kommunistin. Die Familie lebt inzwischen in der Stadt, man unterstützt Flüchtlinge aus dem Spanischen Bürgerkrieg, das widerständige Leben lernt Annette per Osmose und geht ihr über in Fleisch und Blut, wie selbstverständlich. Sie träumt von Heldentaten und wird mit ihrem Fahrrad zur reitenden Botin, kleine Sachen, ganz einfach für eine, die so ein Hänfling ist und kindlich entschlossen überall durchkommt.
Annette studiert Medizin in Rennes, geht im Auftrag der Résistance nach Paris, um gegen die deutschen Besatzer zu agieren. Ihr Mentor im Untergrund, neben dem Studium der Medizin, heißt Roland und ist jung wie sie ... zusammen sind sie heute vierzig / und morgen vielleicht nicht mehr auf der Welt. ... / Sie sind verliebt. Sie lieben sich. Ist das erlaubt?/ Die Kommunisten haben keine Liebe vorgesehen / oder doch vorgesehen und gleich streng verboten.
Die beiden machen ihre Widerstandsarbeit gut, verstoßen aber gegen die Regeln, weil sie versteckte Juden in ihr eigenes Versteck retten, kaum Zeit zum Nachdenken darüber, dass nur Auftrag von oben erlaubt ist und keine Einzelaktion. Annette rettet zwei große Kinder, kaum jünger als sie, tags drauf holt Roland noch ein Baby, gegen Résistance-Vernunft. Sie alle werden gerettet, doch Ein anderes, das ihre, das noch unbewusst im Leib / der Mutter schwimmt, geben sie am selben Tag / verloren. Denn jegliches hat wirklich seine Zeit, / das Kinderkriegen und das Widerstehen. / Und beides gleichzeitig ist nicht zu haben.
‚Die in Paris' lassen Roland und Annette fallen, wegen Unbotmäßigkeit, Gefährdung der Organisation usw. Roland kennt jemanden aus de Widerstand, mehr gaullistischer Umkreis, mehr im Süden. Lyon, Clermont-Ferrant. Sie müssen sich trennen für ihre Aufgaben. Sie trennen sich. Wie / soll das gehn? Es geht. Haben sie beide was, was / ihnen lieber ist als Liebe? So denken sie in diesen / Augenblicken nicht, aber sie handeln so und darum / stimmt es. Und sehen sich nie wieder. Roland, der Rainer Jurestal hieß, bevor er mit Annette in gemeinsamer Résistance war, hatte auf der Flucht vor den Nazis mit seiner Frau und deren Eltern die Demarkationslinie überschreiten wollen, hatte die drei verloren und war danach allein auf eine Weise, wie keiner je allein sein soll. Nun, bei seiner zweiten Flucht, wird er von der französischen Miliz, die eifrig Hilfsdienste für die Deutschen leistet, mit zwei seiner Combattants gestellt. Der Bürgermeister von Orcival versucht noch die Mordprügelei zu verhindern. Vergebens. Die drei werden erschlagen. Doch wenigstens wollen wir an / dieser Stelle, weil wir es können, den Lauf der Dinge / unterbrechen und, aus unsrer andren fernen Zeit / unsere Augen auf sie richtend, in den weiten Raum der / Ewigkeit hinein lautlos ihre Namen sprechen: Paul Berquez. Raymond Stora. Rainer Jurestal.
Und man hält tatsächlich inne, sagt die Namen noch einmal und spürt Genugtuung, dass die Totschläger nach dem Krieg zur Rechenschaft gezogen werden.

Das ist die Blaupause für Annettes weiteres Leben: kämpfen gegen Unterdrückung, verlieren, weitermachen, neu orientieren, für Gerechtigkeit, gegen Fremdherrschaft. Ob das reicht, wenn sich herausstellt, dass zu oft der Zweck die Mittel heiligen soll, daran stößt sie sich immer wieder. Nimmt es hin, wenn ihre Arbeit es verlangt, will sich selbst nicht aufgeben im solidarischen Handeln, bis es dann irgendwann doch nicht mehr geht.
Sie ist ständig unterwegs mit kleinen Notwendigkeiten, meist im Süden Frankreichs. Ihre Aufgabe: Verbindungen zum Maquis, dem südfranzösischen Untergrund. Eine Odyssee, um im Epos zu bleiben. Begegnung mit einem Verräter, selber als U-Boot tätig, Spitzeldienste gegen Abweichler, Festnahmen, Juni 44 Provence, Verrat, der sie durch Zufall nicht trifft. Annette pflückt Aprikosen. Alles kann gut gehen / oder nicht. Tod. Folter. Aprikosen. Dazwischen: / nichts. Und endlich, der Krieg ist rum, jedenfalls in Toulon und Marseille. Doch was danach kommt ist wie überall, wenn ein Krieg vorbei ist: die große Säuberung. Entfesselung neuer Gewalt in neuer Selbstgerechtigkeit: Nachbarschaftsfehden, private Racheakte, falsche Geliebte, Gerüchte, kaum einer ist mehr sicher vor solcher Säuberung, deshalb die Kommission zur Untersuchung von Kollaboration. Annette prüft Akten, lässt Zeugen auftreten.
Anne Weber verwebt im Heldinnenepos Episoden aus dem realen Leben leichthändig in Verszeilen mit anderen Ereignissen und Personen, sie fällt sich selbst ins Wort (immer noch als anonyme Erzählerin), Gleichzeitigkeiten werden sinnfällig, Miniaturexkurse zu Wegmarken, außerhalb von Annettes Leben extra für uns, Zuhörer und Leser. Eindrucksvoll und komisch der Auftritt de Gaulles. Zum patriotischen Vibrato (über BBC in allen Ohren) kommt der riesige Resonanzkörper dazu. Nachkriegsgeschäftigkeiten setzen ein. Beliebiges geschäftig sein.
Annette aber verlangt es nach anderem. Nach Kämpfen. Sie will nicht länger fahrradfahren warten gehen / organisieren transportieren dividieren, nein, sie will / kämpfen wie ein wahrer Kämpfer, Waffe in der Hand. Das bleibt ihr Leben lang, dieser Antrieb, dieses zweifelhafte Begehren.

Und siehe da, plötzlich ist ein ganz anderes Leben möglich. Als auch im übrigen Teil Frankreichs der Krieg vorbei ist, begegnet sie Jo. Joseph Roger. Der hat als Commandant Darcour zusammen mit anderen Paris befreit. Kommunist also, / Résistant und dann noch, wie Annette, Mediziner. / Die Voraussetzungen sind sehr gut, zumindest, wenn man / sich die Ehe nicht, oder nicht als Leidenschaft, sondern / als Bündnis zweier, die sich gut verstehen, denkt. / Außerdem ist sie schwanger. Jo ist ein Freund, ein Kamerad - / Genosse, ein Liebhaber, ein Held. Was will man mehr? / Man will jetzt doch mal einen echten Ehemann: / Da ist er.
In Marseille ist sie Ärztin, Neuropsychologin, Mutter von zwei Söhnen. Führt mit ihrem Mann ein offenes Haus, großbürgerlich, großzügige Gastgeberin, für Flüchtige ... wer Annette kennt, kennt / eigentlich auch eine Unterkunft.
Unmerklich ragt da hinein, was zunächst „die Ereignisse" heißt und zum Algerienkrieg wird, was man 1954 noch nicht weiß. Annette fährt 54 nach Algerien, aber nicht zum / Kämpfen, sondern – in die Ferien! Zu Freunden. / Zu unserer Erleichterung stellen wir fest: Ferien / und Sommer kann sie auch. Die Ereignisse, die / ersten, ereignen sich paar Monate danach, zu / Allerheiligen.(Neun Zehntel der Bevölkerung / sind muslimisch, aber die Feiertage sind katholisch ...). Subkutan dem Leser kleine Lektion in Frankreichs Kolonialismus.

Von da an geht es mit Annette selbstredend, zielstrebig, in den Widerstand. Noch ist sie in der Kommunistischen Partei, die sie schon wieder abmahnt, diesmal für ihr Engagement gegen Ausbeutung und Folter in Algerien, wo die französische Armee machen kann, was sie will, ohne für ihre Brutalität Rechenschaft ablegen zu müssen. Sie hat nicht in der Résistance
ihren Kopf für Frankreich riskiert, um jetzt zuzusehen, wie ihr Land nun selbst Methoden der SS anwendet. Sie verlässt die Partei, ist schon längst wie auch ihr Mann „Kofferträger" für die FLN, die algerische Befreiungsfront. Geld, Medikamente, Hilfe gegen Demütigung, Folter, Mord.
Annette wird verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, kann aber unter Arrest wegen ihrer dritten Schwangerschaft nach Hause und von dort, gleich nach der Geburt ihrer Tochter, vor der Vollstreckung des Urteils, fliehen. Nach Tunis, wo die noch nicht aufgebaute Regierung Algeriens sitzt. Ihr Mann bleibt mit den Kindern in Frankreich.
Anfangs behandelt sie Flüchtlinge und verwundete Kämpfer als Ärztin im Neuropsychologischen Dienst, aufgebaut von Frantz Fanon (Schriftsteller (die Verdammten dieser Erde) Psychiater, Politiker), später, nach der Befreiung Algeriens, baut sie im Team des Gesundheitsministers Nekkache das Gesundheitssystem mit auf. Dreißig Jahre kann sie nicht mehr nach Frankreich. Diese Heldinnenstationen breitet Anne Weber wie im Weitwinkel vor uns aus, trotz der Distanz aber so sinnlich und verzweifelt und hoffnungsvoll, wie es nirgends sonst über den Algerienkrieg zu lesen ist. Annettes Einsatz unter der ersten Unabhängigkeitsregierung, die Intrigen der Macht, ihre Unbestechlichkeit. Es gibt kein richtiges Leben im falschen? ... Beim FLN / wird auch gefoltert. Keiner kämpft nur für / Unabhängigkeit, es kämpfen alle auch um die Macht. / ... /
Sie will alles hinschmeißen. Schmeißt alles hin. / Wird umgestimmt. Würde es den Kranken und / Verletzten etwa ohne ihre Hilfe besser gehen?
Und dabei behält sie ihren scharfen und genauen Blick auf die Geschichte, bewahrt ihre menschliche Vision gegen alle konkreten Enttäuschungen. Nicht dass sie sich klammern müsste an ihre Utopie vom freien menschlichen Zusammenleben, sie trägt die Gewissheit daran mit sich wie die Irrtümer, lässt André Malraux und seine condition humaine zwischen die Verszeilen springen und den homme révolté von Camus. Weshalb wir uns dessen Sisyphos am besten glücklich vorstellen.
Ein Epos im Schallraum des Kolonialismus, ein ideologiekritischer großer rhythmisierter Fragesatz zur Dynamik von Engagement, der die Nahtstellen sichtbar macht, an denen Ideen zur Verblendung führen. Nach dem Staatsstreich in Algerien muss Annette wieder fliehen, auf Umwegen nach Genf, denn nach Frankreich kann sie ja nicht mehr. Noch nicht. In Genf arbeitet sie in der Neurophysiologie bis zur Rente.
Nach Art der Heldenepen gibt es wunderbare Miniaturen-Einschübe, kleine Bühnen, wie aus dem Weitwinkel an den Leser herangezoomt. Und am Ende, wenn die Barden sich zu erkennen geben, erzählt auch Anne Weber von sich, wie sie ihre Heldin zum ersten Mal traf, verbirgt sich aber bescheiden in der dritten Person:
Sie schaut die alte Frau mit allen ihren Augen an ...
Leseglück zum dreimal lesen.

Ich weiß, ich habe alles vermengt, bin ausgeschweift und hab es nicht wieder einfangen wollen. Schaltet noch nicht ab, lest, ehe ihr wieder nach Frankreich fahrt: ANNETTE. EIN HELDINNENEPOS und, bevor ihr in den Süden abbiegt, die Seiten 122/123 über die Nationale Sept, die Ferienstraße: Charles Trenet, blaue Wüstenspringmäuse, Verrat ...

Und noch mal einen herzlichen Glückwunsch den Jossen und Fritzen!
Nebenbei dank an katharina knüppel vom literaturhaus, die mich auf die spur gebracht hat.

Bille Haag, Autorin